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Warum Frauen seltener investieren – und warum sich dieser Gap schließen sollte
03 Januar, 2024 - von Rosanne
7 minFakt ist: Weibliche Anleger sind immer noch in der Unterzahl – selbst heutzutage, wo eine Vielzahl an Investment-Apps die Welt der Geldanlage viel einfacher machen. Bei Peaks zählen wir 40% Frauen zu unseren Kunden. Damit liegt Peaks weit über dem Marktdurchschnitt, wo der Anteil weiblicher Anleger unter 20% beträgt. Aber warum gibt es diesen Gender Investment Gap überhaupt? In unserem heutigen Blogbeitrag gehen wir dem Investment Gap auf den Grund und erklären, warum wir der Meinung sind, dass sich die „Investitionslücke“ zwischen Frauen und Männern schließen sollte.
Weibliche Anleger sind in Deutschland in der Minderheit: Wie kommt’s?
Die Diskrepanz zwischen männlichen und weiblichen Investoren in Deutschland, lässt sich vor allem durch folgende fünf Gründe erklären.
1. Die traditionelle Geschlechterrollen
Wenn man in die Historie zurückblickt, wurde Frauen in der Bundesrepublik Deutschland bis Ende der 70er Jahre die Finanzkompetenz abgesprochen. So durften Frauen nicht einmal ein eigenes Bankkonto eröffnen oder nur “Waren des täglichen Bedarfs” kaufen. Sprich: größere Anschaffungen, wie das Kaufen von beispielsweise Möbeln, war für Frauen nur in Absprache mit ihrem Ehemann möglich. Auch wenn eine verheiratete Frau zu dieser Zeit arbeiten wollte, durfte sie das nur mit Zustimmung ihres Ehemannes tun. So galt als erste Pflicht der Frau damals die Kindererziehung und die Haushaltsführung.
Erst seit 1962 dürfen Frauen in Deutschland ein eigenes Bankkonto eröffnen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Männer als “Entscheidungsträger über die Finanzen” gelten. Dieses traditionelle Rollenverständnis ist anscheinend noch tief verankert und könnte einer der Gründe dafür sein, dass Frauen weniger Erfahrung mit Finanzen haben und Ihnen das Selbstvertrauen fehlt, finanzielle Angelegenheiten zu regeln oder gar zu investieren.
2. Fehlende weibliche Vorbilder
Da Männer über so viele Jahre in Sachen Finanzen wie auch in Positionen in der Finanzbranche in Deutschland überrepräsentiert waren und nach wie vor sind, fehlt es den Frauen an weiblichen Vorbildern im Bereich der Finanzen. Diese Tatsache könnte Frauen entmutigen und ihnen das Gefühl vermitteln, Finanzen und Investitionen seien reine Männersache. Würden Frauen jedoch mehr erfolgreiche Anlegerinnen sehen, könnten sie dazu ermutigt werden, selbst in den Finanzmarkt einzusteigen.
3. Eine mangelnde finanzielle Bildung
Auch die Historie der Frauenrolle wäre eine Erklärung dafür, dass Frauen als typische Hausfrau und in ihrer Mutterrolle im Durchschnitt weniger Zugang zu finanzieller Bildung hatten und teilweise noch stets haben, was ihre Fähigkeiten im Bereich des Investierens/ Anlegens beeinflussen kann. Ein Mangel an Wissen über Anlagemöglichkeiten und Finanzen an sich kann Frauen vom Investieren abhalten.
4. Geschlechterunterschiede in der Risikobereitschaft
Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass sich Frauen im Allgemeinen risikoscheuer verhalten als Männer. Diese Tatsache könnte ebenfalls ein Grund dafür sein, dass Frauen sich weniger für riskante Anlagen interessieren.
5. Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt
Der bundesdeutsche Gender Pay Gap (GPG) beträgt im Jahr 2022 weiterhin knapp 18 Prozent. Diese Lohnunterschiede könnten ebenfalls dazu führen, dass Frauen weniger Geld zum Investieren zur Verfügung steht. Ein niedrigeres Einkommen kann logischerweise auch die finanzielle Flexibilität einschränken und damit die Möglichkeiten einer Investition erheblich beeinträchtigen.
Die Investment-Welt – is it a man’s world?
Wenn man sich die Investment-Welt einmal ansieht, so ist sie in Deutschland nach wie vor in den meisten Fällen von Männern dominiert. Dies führt dazu, dass sich Frauen in der Branche weniger repräsentiert fühlen und damit auch weniger geneigt sind, die Finanz- oder Investmentbranche für ihren Karriereweg in Betracht zu ziehen. Hinzu kommt, dass auch Finanzdienstleistungen, -produkte und -kurse wenig den Bedürfnissen von Frauen entsprechen.
Diese Erkenntnis belegt auch eine Studie mit dem Titel „Frauen in der Finanzwelt – Gender Gaps und nicht erkannte Bedürfnisse“, die der Sparkassen Innovation Hub (S-Hub) untersuchte, um die Situation und Erwartungen von Frauen an Finanzinstitute darzulegen. Ein Hauptergebnis der Studie ist, dass auch in der Banking-Welt ein Financial Services Gender Gap herrscht. Weder in den Produkten noch in der Beratung von Finanzinstituten werden die Bedürfnisse von Frauen genügend beachtet. Der Großteil der aktuellen Dienstleistungen und Produkte, die sich auf dem Markt wiederfinden, ist in Form eines „One size fits all“-Ansatzes oft auf Männer zugeschnitten. Das gilt sowohl für die Ansprache als auch für den visuellen und funktionellen Umfang.
Wenn man sich Zahlen von Statista ansieht, sind Frauen noch immer zögerlicher als Männer, wenn es um Aktien geht. Soviel zeigen zumindest die aktuellen Daten des Deutschen Aktieninstituts: Demnach besaßen 2020 rund 3,8 Millionen Männer und nur 1,6 Millionen Frauen in Deutschland Aktien. Auch bei Investitionen in Fonds und ETF liegen die Männer (5,9 Millionen) deutlich vor den Frauen (3,5 Millionen). Dabei könnten Frauen ruhig mutiger sein, wenn es ums Investieren geht, da sie im Ergebnis laut einer Studie der ING 2019 im Durchschnitt 24,1 Prozent Rendite auf ihre Anlagen erzielt haben. Männer hingegen kamen nur auf 23,5 Prozent Rendite.
Schließung des Pay Gaps und Investment Gaps – warum es wichtig ist
Laut der europaweiten Womenomics-Studie zu Frauen und Finanzen, stehen drei von zehn befragten Frauen in Deutschland finanziell nicht auf eigenen Füßen. Damit sind rund 30% der Frauen finanziell abhängig. Jede Zweite von ihnen gibt als Hauptgrund dafür ein geringeres Einkommen an. Hier ist also der Gender Pay Gap nach wie vor für diese Zahlen verantwortlich. Erst wenn die Gehaltslücke geschlossen wird, kann auch die Investitionslücke endlich geschlossen werden.
Ein Viertel der befragten Frauen verfügt übrigens über gar kein eigenes Einkommen. Wenn der Geldfluss des Partners oder der Partner selbst aus irgendeinem Grund wegfällt, sind diese Frauen auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Diese Tatsache macht Frauen finanziell verwundbar. Umso wichtiger wäre es, dass sie in guten Zeiten die finanzielle Freiheit haben, sich Schritt für Schritt ein Vermögen aufzubauen. Ob durch einen Betrag, den sie regelmäßig ansparen und durch die Anlage eines Teiles ihres Geldes, mit dem sie langfristig die Chancen auf eine Rendite nutzen, um für spätere Zeiten finanziell auf sicheren Beinen zu stehen.
Alterseinkünfte von Frauen – niedriger als die von Männern
Ein weiterer wichtiger Grund für das Schließen des Gaps: Frauen in Deutschland sind deutlich stärker von der Altersarmut bedroht. Eine aktuelle Auswertung des Statistischen Bundesamtes zeigt deutliche Unterschiede bei den Alterseinkünften von Frauen und Männern. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: niedrigere durchschnittliche Einkommen bei Frauen, längere Pausen in der Berufstätigkeit durch Kindererziehung und häufigere Teilzeitbeschäftigung, auch als Gender Pension Gap bezeichnet. Laut Statistischem Bundesamt waren die Einkünfte im Alter von Frauen in 2021 niedriger als die von Männern. In Zahlen: Frauen ab 65 hatten Alterseinkünfte von rund 17.800 Euro brutto im Jahr, während Männer rund 25.400 Euro zur Verfügung hatten. Jede fünfte Frau ab 65 war armutsgefährdet, während es bei den Männern ab 65 nur 17,5% waren.
Fazit: Insgesamt fördert die Schließung des Investment Gaps eine nachhaltigere, inklusivere und gerechtere Gesellschaft und würde auch der Altersarmut von Frauen entgegenwirken. Daher ist es umso wichtiger, Maßnahmen zu ergreifen, die die finanzielle Bildung von Frauen fördert, den Zugang zu Investitionsmöglichkeiten verbessert und Geschlechterungleichheiten in der Arbeitswelt anpasst.
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